Philosophisches Coaching ist eine Beratungsmethode, die philosophische Prinzipien und Techniken verwendet, um Einzelpersonen bei der Klärung ihrer Gedanken, Werte und Lebensziele zu unterstützen. Diese Form des Coachings ist besonders in der englischsprachigen Welt populär geworden und wird oft mit der Tradition der Philosophischen Praxis in Verbindung gebracht. Hier sind einige wesentliche Merkmale und Unterschiede zu anderen Coaching-Methoden wie dem Systemischen Coaching:
Philosophisches Coaching
- Philosophische Wurzeln: Es basiert auf der Philosophie und nutzt philosophische Theorien, Denktraditionen und Methoden, um Klienten zu helfen. Es kann Elemente aus der antiken Philosophie (z.B. Sokrates, Aristoteles), existenziellen Philosophie (z.B. Kierkegaard, Sartre) und anderen Strömungen integrieren.
- Ziel: Das Ziel ist es, den Klienten zu helfen, grundlegende Fragen des Lebens zu klären, wie den Sinn des Lebens, ethische Dilemmata und persönliche Werte. Es geht weniger um konkrete Problemlösungen und mehr um das Verständnis der eigenen Lebensführung und Überzeugungen.
- Techniken: Die Idee der Philosophischen Praxis geht davon aus, dass es keiner „Techniken“ bedarf, sondern eines guten Gesprächs. Wie gelingt das? Ich bringe mich selbst zu 100% ein, indem ich versuche, den Gesprächspartner zu verstehen und mir seine Art, die Welt zu betrachten, zunächst zu eigen mache. Danach möchte ich die Gedanken in Bewegung versetzen, am Ende hat sich dann etwas in unserem Denken verändert. Und das ist wiederum der Schlüssel zu einer Entwicklung. Deshalb lautet mein Selbstverständnis als Philosophischer Praktiker: Verstehen – Vitalisieren – Verändern.
- Ansatz: Der Ansatz ist oft eher explorativ und weniger direktiv. Der Coach agiert als ein Gesprächspartner, der den Klienten dazu anregt, tief über seine eigenen Überzeugungen und Perspektiven nachzudenken.
Systemisches Coaching
- Systemische Wurzeln: Das Systemische Coaching basiert auf der Systemtheorie und der Familientherapie, insbesondere auf den Arbeiten von Gregory Bateson, Virginia Satir und anderen.
- Ziel: Ziel ist es, dem Klienten zu helfen, die Interaktionen und Dynamiken innerhalb der Systeme, in denen er sich bewegt (z.B. Familie, Arbeitsplatz), zu verstehen und zu beeinflussen. Es geht darum, systemische Zusammenhänge zu erkennen und zu verändern, um positive Veränderungen zu erzielen.
- Techniken: Zu den Techniken gehören systemische Fragestellungen, Aufstellungen (z.B. Familienaufstellungen), zirkuläres Fragen und das Arbeiten mit Metaphern. Der Coach hilft dem Klienten, seine Rolle und Beziehungen innerhalb des Systems zu erkennen und zu reflektieren.
- Ansatz: Der Ansatz ist lösungsorientiert und zielt darauf ab, praktische und umsetzbare Lösungen zu entwickeln. Der Coach ist aktiver in der Steuerung des Prozesses und gibt oft konkrete Anregungen und Feedback.
Unterschiede im Überblick
- Philosophisches Coaching fokussiert auf individuelle Reflexion und Klärung fundamentaler Lebensfragen durch philosophische Dialoge, bzw. gemeinsames Philosophieren.
- Systemisches Coaching konzentriert sich auf das Verständnis und die Veränderung von systemischen Dynamiken und Beziehungen, um konkrete Probleme zu lösen.
Während philosophisches Coaching tief in die persönlichen Überzeugungen und Werte eines Individuums eintaucht, arbeitet systemisches Coaching mit den Wechselwirkungen und Dynamiken der sozialen und organisatorischen Systeme, in denen der Klient agiert. Beide Ansätze bieten wertvolle Werkzeuge zur persönlichen und beruflichen Entwicklung, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Methoden. Immer geht es dabei um ein freies Gespräch, d.h. frei von methodischen und prozessualen Beschränkungen.